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Dieses Thema hat 2 Antworten
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 Verhalten
Dakota Offline

HSP-TEAMER

Beiträge: 608

15.12.2006 06:14
Angst und Unsicherheit bei Hunden aus anderer Sicht Antworten
Dieses Thema wurde ja schon mal angeschnitten. Möchte aber trotzdem noch etwas dazu schreiben.

Oft und gerade bei "Import-Hunden" kommt es vor, dass sie sich in ihrer neuen Umgebung nicht zurechtfinden und Angst haben. Auch bei bestimmten Personen, vor allem Männer.

Dann höre ich immer, dass sie es wohl schlecht gehabt haben, geschlagen wurden usw.

Muss nicht immer stimmen.

Sehen wir das Ganze doch mal von einer anderen Seite. In vielen Fällen weiß ich als neuer Besitzer gar nichts über die Vergangenheit meines neuen Freundes. Mir wird einiges erzählt, vor allem Herzerweichendes. Muss ja auch. Und diverse Artikel tun ihr übriges. Aber wenn ich ehrlich bin, werde ich oder Irgendjemand nie etwas genaues bestättigen können. Ich merke nur, dass die Geschichten sich immer mehr ähneln. Ja, fast in jedem Fall dasselbe gesagt wird.

Doch viele Hunde, die zu uns kommen, hatten es gar nicht so schlecht, wenn sie nicht gerade in Gegenden gelebt haben, wo die Hunde noch eingefangen und getötet werden. Sie haben in Freiheit mit ihrem Rudel gelebt, sind eventuell hineingeboren, haben ihre Familie gehabt, Menschen, die sie füttern und haben ihre Freiheit gelebt.
Dann werden sie plötzlich eingefangen, von vielen Menschen angefasst, untersucht, kastriert, gespritzt und eingesperrt. Und man kann ihnen nicht erklären, dass dies nur alles zu ihrem Besten ist. Sie sehen nur, dass sie von ihrem Rudel, ihrer Familie und ihrem Zuhause getrennt wurden und müssen sich plötzlich von uns Menschen alles gefallen lassen. Alleine so ein Flug, auch wenn unter Beruhigungsmittel, ist stressig für sie. Dann kommen sie in ein fremdes, kaltes Land, wieder fremde Menschen und sollen sich dann Ruck Zuck Diesen anpassen. Wenn sie dies nicht sofort können, heißt es dann sofort, sie hatten es ja sehr schlecht gehabt und wenn sie nicht gerettet würden, wären sie getötet worden. Viele Hunde haben sich da aber wohl gefühlt, haben ihr Leben gelebt und wurden versorgt.
Nun müssen sie sich dem Leben ihrer neuen Besitzer anpassen oder in einem Tierheim warten, bis sich jemand für sie findet. Und natürlich sollen sie sich darüber freuen und glücklich sein, dass wir sie gerettet haben.

Ich möchte dieses Thema nicht verallgemeinern, denn es gibt bestimmt für viele Südländer nur diesen eizigen Ausweg, um am Leben zu bleiben. Und erfahrene Tierschützer wissen auch genau, wo sie welche Hilfe wie einsetzen.
Aber eben nur Erfahrene und keine Mitläufer und Urlauber. Was nützt es einem Hund, wenn er aus dem Urlaub mitgebracht wird, um dann hier in einem Tierheim zu landen, weil die Urlauber gar keinen Hund aufnehmen wollen oder können. Wie will ein Urlauber entscheiden, wo Hilfe notwendig ist und wo nicht. Warum gehen sie nicht zu den dort ansässigen Fachkräften einer guten Organisation, lassen sich dort beraten und spenden lieber was, als einen Hund auf eigene Faust hier rüber zu holen. Oft tut man den armen Kreaturen nämlich gar keinen Gefallen damit.

Dass Hunde, die so hier rüber kommen, ein genauso eingeschüchtertes Verhalten an den Tag legen, wie Gerettete und Mißhandelte, ist doch normal. Und für viele Vermittlungen ist es dann einfacher, diesen Standartspruch zu sagen.
Tierschutz oder Tiere retten zu wollen, heißt nicht immer, Hunde hier rüber zu holen, auf Teufel komm raus. Oft ist Hilfe vor Ort angebrachter. Und mit den vielen Euros, die ich als Urlauber ausgebe, um einen Einzelnen rüberzuholen, kann ich vor Ort wahrscheinlich fünf Hunden mehr helfen.
Oft ist es ja auch so, dass hier der neue Besitzer total überfordert und alleingelassen ist. Diese Hunde haben ja teilweise ein ganz anderes Leben gelebt. Und vielleicht passt es dann nicht zu unserem. Und viele neuen Besitzer sind ja auch noch Anfänger in Sachen "Hund". Holen sich dann aus Mitleid oder weil sie etwas Gutes tun wollen, einen Hund aus dem Süden und kommen in der Realität sehr schnell wieder auf den Boden der Tatsachen. Dadurch wird so eine arme Kreatur schnell zum Wanderpokal und wenn diese Hunde reden könnten, würden sie sagen, "warum habt Ihr uns nicht dort gelassen?"

Auch für uns Teamer ist es nicht immer einfach, dann solchen Hunden zu helfen. Oft sind die Besitzer ungeduldig und uneinsichtig, halten sich nicht an Abgesprochenes und der Hund wird hin- und hererzogen. Das darf einfach nicht sein und deshalb sollte jeder, der sich einen "Südländer" als Freund holen möchte, auch sicher sein, dass der Weg zu einer guten Freundschaft schon mal lang und beschwerlich sein kann.

Versteht diesen Bericht bitte nicht falsch. Auch ich bin 100%ig für Hilfe. Aber sie muss gut überlegt und richtig eingesetzt sein. Lieber in einem gut geführten Tierheim oder bei einer kompetenten Organisation einmal mehr erkundigen, was man tun kann und was auf einem zukommt, als vorschnelle Überlegungen, nur weil man sich in ein Internetbild verliebt, oder einen Urlaubshund kennen lernt, den man dann einfach und unüberlegt mit nach Hause nimmt.

Zum Schluß möchte ich noch anmerken, dass es auch bei deutschen Hunden sehr viele scheue und ängstliche Hunde gibt. Diese werden dann auch unter demselben Motiv vermittelt oder verkauft. Einige Vermehrer geben sich klangvolle Tierschutznamen, um dann ihre Hunde an den Mann zu bringen. Genauso wie das Wort "Schutzvertrag" bei Privatverkäufen. Aber dazu in einem anderen Beitrag mehr.

Gruß Dakota

Dakota Offline

HSP-TEAMER

Beiträge: 608

15.12.2006 06:24
#2 RE: Ängst und Unsicherheit bei Hunden aus anderer Sicht Antworten
Noch ein kurzen Nachtrag zur Hilfe für diese armen Kreaturen.

Wir tun nicht immer ein gutes Werk, wenn wir Gott spielen und einen Hund raussuchen, von Hunderten, den wir dann "retten".

Wenn jeder Deutsche nur einen Euro im Monat spenden würde und dies dann auf die wirklich hilfsbedürftigen Tierschutz - Organisationen in den Ländern verteilt würde, dann bräuchten wir nicht Gott spielen, sondern würden hunderte von Hunden und mehr, ein artgerechtes Leben in ihrem Lebensraum ermöglichen.

Lucky Offline

HSP-TEAMER

Beiträge: 104

18.12.2006 13:25
#3 RE: Ängst und Unsicherheit bei Hunden aus anderer Sicht Antworten

vielen Hundebesitzern, die einen Hund übernehmen, wird ja auch eine Mitleidsgeschichte sugeriert.

Die Wahrheit erfährt man meistens nie.

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